Mittwoch, 14. Oktober 2015

Loreley

Sage

Die Sagen der Loreley gehören zu den bekanntesten des Mittelrheins. Es gibt viele verschiedene Versionen, die sich sehr stark unterscheiden.

1. Sage

Die verlassene Braut

In dieser Sage dass Loreley wirklich gelebt habe. Weil sie sehr schön war, wurde sie von vielen Männern begehrt.

Die Loreley liebte aber nur den Ritter Eberhard. Als er in den Krieg zog, bewarben sich viele Männer um die Hand der Loreley. Sie wollte aber auf ihren Liebsten Eberhard warten. Vor Liebeskummer brachten sich viele Männer um. Deshalb vermutete man, die Loreley sei eine Hexe. Hexen aber wurden damals verbrannt.

Der Erzbischof von Köln saß zu Gericht über Loreley und hatte Mitleid mit ihr. Er verurteilte sie nicht zum Tode, sondern schickte sie in ein Kloster. Auf dem Wege dorthin bat sie ihre Begleiter, noch einmal auf den Felsen am Rhein klettern zu dürfen, um ein letztes Mal auf die Burg ihres geliebten Ritters Eberhard zu schauen.

Plötzlich sah die Loreley dabei den Ritter, wie er auf einem kleinen Boot den Rhein herunterfuhr. Die Loreley rief laut: "Eberhard". Der Ritter blickte fasziniert zur Loreley hinauf und bemerkte nicht den Felsen, gegen den er fuhr. Er ertrank im Strudel des Rheins. Voller Verzweiflung sprang Loreley in den Rhein, damit sie ihrem Eberhard nah sein könnte. Sie wurde nie wieder gesehen.

2. Sage

Sie kämmte ihr goldenes Haar...

Der Sage nach saß ein blondes langhaariges Mädchen namens Loreley auf dem Felsen am Rhein und kämmte ihr goldenes Haar und sang dabei eine liebliche Melodie. Ihr Aussehen und der Gesang waren so bezaubernd, dass die Schiffer auf dem Rhein zur Loreley hinaufsahen und auf die gefährlichen Riffe, Felsen und Untiefen des Rhein fuhren. Dabei kamen viele Schiffer ums Leben.

3. Sage

Die Loreley und der Teufel

Wo das Stromtal des Rheins unterhalb von Kaub am engsten ist, starren zu beiden Seiten schroffe Felswände von schwarzem Schiefergestein unheimlich hoch empor. Schneller schießt dort die Flut des Rheinstroms, lauter brausen die Wogen, prallen ab am Felsen und bilden schäumende Wasserwirbel.

Nicht geheuer ist es in dieser Schlucht, über diesen Stromschnellen. Die schöne Nixe des Rheins, die gefährliche Loreley, erscheint oft den Schiffern, kämmt mit goldenem Kamme ihr langes flachsenes Haar und singt dazu ein süßes betörendes Lied. Mancher, der sich davon locken ließ und den Fels erklimmen wollte, fand seinen Tod in den Wellen.

Wer sie sieht, wer ihr Lied hört, der verliert sein Herz. Hoch oben auf der höchsten Spitze ihres Felsen steht sie, in weißem Kleide, mit fliegendem Schleier, mit wehendem Haar, mit winkenden Armen. Keiner aber kommt ihr nahe. Sie weicht vor ihm zurück, sie lockt ihn durch ihre zaubervolle Schönheit - bis an den jähen Rand des Abgrundes. Er sieht nur sie, er glaubt sie vor sich auf festem Boden, schreitet vor und stürzt zerschmetternd in die Tiefe.

Einst fuhr auch der Teufel mit dem Schiff auf dem Rhein und geriet zwischen die Loreley-Felsen. Der Pass schien ihm zu eng, er wollte ihn weiten und den gegenüberliegenden Felsenkoloss von der Stelle rücken. Er stemmte seinen Rücken an den Loreley-Felsen und hob und schob und rüttelte an dem gegenüber liegenden Berg.

Schon begann dieser zu wanken, da sang die Loreley. Der Teufel hörte den Gesang, und es wurde ihm seltsam zumute. Er hielt inne mit seiner Arbeit und hielt es fast nicht länger aus. Gern hätte er die Loreley für sich gewonnen, aber hatte keine Macht über sie. Er wurde von Liebe so heiß, dass er dampfte. Als das Lied der Loreley schwieg, eilte der Teufel fort. Er hatte schon gedacht, an den Felsen gebannt bleiben zu müssen. Aber als er fort war, da zeigte sich, o Wunder, seine ganze Gestalt, schwarz in die Felswand eingebrannt. Nachher hat sich der Teufel sehr gehütet, der Sirene des Rheins wieder nahe zu kommen.

Die Loreley aber singt immer noch, in stillen ruhigen Mondnächten, erscheint immer noch auf dem Felsengipfel, wartet immer noch auf Erlösung.


Loreley – „Ein Märchen aus alten Zeiten“

Statue der Loreley, Foto: Georg Dahlhoff, cc-by-sa-2.0-deBei Bacharach am Rhein sitzt sie auf dem Felsen, kämmt ihr goldenes Haar und stürzt die vorbeisegelnden Schiffer ins Verderben – Loreley. Ein alter deutscher Mythos oder Geschöpf der Romantik?„Ich weiß nicht was soll es bedeuten, / Dass ich so traurig bin; / Ein Märchen aus alten Zeiten, / Das kommt mir nicht aus dem Sinn“, dichtete 1823 Heinrich Heine über den Loreley-Mythos. Doch ist die Geschichte des todtraurigen Mädchens, das sich aus Kummer von einem Felsen in den Rhein stürzt, wirklich ein „Märchen aus alten Zeiten“? Oder haben die Dichterfürsten der Romantik hier eine unvergessliche deutsche Legende geschaffen?
Zwischen St. Goar und St. Goarshausen ragt ein gewaltiger Schieferfelsen 132 Meter hoch in den Rhein hinein. Von seinem Kamm soll sich einst die wunderschöne Loreley in den Tod gestürzt haben. Loreley – das ist mal eine wunderschöne Zauberin, die alle vorbeifahrenden Matrosen ins Verderben zieht, mal ein unschuldiges, jungfräuliches Mädchen mit gebrochenem Herzen, ein Wesen zwischen femme fatale und femme fragile. Im Bild der Loreley vereinigen sich Eigenschaften von Wasserfrauen, Dämonen, Hexen und Nymphen – ein Konglomerat aus verschiedenen Motiven der Literaturgeschichte. Ist der Loreley-Mythos daher Ergebnis langer mündlicher Tradierung oder das ausgeklügelte Werk eines Literaturgenies?

Alter Begriff, neuer Mythos

Blick von Urbar (linke Rheinseite) auf die Loreley und das Obere Mittelrheintal. Hinten Links der Hafen und ein Teil der Stadt St. Goarshausen, unten links der Campingplatz von St. Goar. 18.08.2005, Autor: Felix Koenig, CC BY-SA 3.0Im gesamten Mittelalter ist das Felsental am Rhein bekannt als Lurleifelsen. Erstmalig urkundlich erwähnt wird der Felsen im Jahre 920 nach Christus im Besitzverzeichnis des Klosters Prüm.Zu dieser Zeit ist der Lurleifelsen bereits berüchtigt für sein markantes Echo und die gefährliche Strömung, die viele Schiffsbrüchige forderte. Verantwortlich wurden dafür nicht selten Zwerge, Nymphen oder Berggeister gemacht. Auch als um 1700 der Rheintourismus einsetzt, erfreuen sich die Besucher des Rheintals hauptsächlich an dem außergewöhnlichen Echo. Zum 18. Jahrhundert wechselt das vergnügliche Interesse in ein romantisch-subjektives. Von einer Frauengestalt ist bis zu diesem Zeitpunkt aber keine Rede.
Johann Köler: „Lorelei needmine munkade poolt“, 1887, Öl, Public DomainErst im Jahre 1801 entsteht mit der volkstümlichen Ballade Zu Bacharach am Rheine die Verbindung von Fels und Frau. Clemens Brentano (1778–1842) bettet in seinen Roman Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter die Geschichte einer Jungfrau, der alle Männer verfallen, ein. Brentano tauft die schöne „Zauberin“ Lore Lay. Diese stürzt sich von dem Lurleifelsen in den Tod. Am Ende der Ballade wird die Geschichte einem Matrosen in den Mund gelegt. Damit rückt die Erzählung in entfernte Vergangenheit und wirkt wie eine mündlich tradierte Sage. Das bekannte Felsenecho wird zur Stimme der Loreley.

Ein Mythos ist geboren

Diese inhaltliche Komponente und die volkstümliche Form der Ballade werden in den folgenden Jahren die Mythifizierung des Stoffes erheblich vorantreiben – und Brentano selbst hat, wenn wahrscheinlich auch unbewusst – den Grundstein dazu gelegt. Die Verwebung bekannter Topoi der Literaturgeschichte wie das Nixen- und Sirenenmotiv mit dem regional bekannten Echo, einem bürgerlichen Liebeskonzept und einer volkstümlichen Form bilden den idealen Mix für die Geburt einer Legende.„Andenken an den Rhein: eine Sammlung der schönsten Ansichten des Rheins zwischen Mainz und Cöln“, gezeichnet und gestochen von J. J. Tanner, 1840, Public DomainSo wundert es kaum, dass der Historiker und Dichter Nicolaus Vogt (1756–1836) zehn Jahre später die Loreley-Ballade in derBildergalerie des Rheins, einer Sammlung mittelrheinischer Volkssagen, veröffentlicht. Vogt war vermutlich davon ausgegangen, dass Brentano, der auch als Sammler von Volkssagen bekannt war, in seinen Recherchen auf den Loreley-Mythos gestoßen war. Mit dieser falschen Annahme löst sich die Loreley-Gestalt endgültig von ihrem Erschaffer Brentano und wird zu einem „alten deutschen Märchen“, wie es später Heinrich Heine formuliert. Doch vor Heine wird der Stoff von den Dichtern der Romantik zahlreich adaptiert: Joseph Freiherr von Eichendorff und Otto Heinrich Graf von Loeben sind nur einige Autoren, die sich der vermeintlichen Legende annehmen und weitere Loreley-Gedichte erschaffen.

Ein verkommenes Klischee?

Heinrich Heine ist es, der dem Stoff letztendlich zur Popularisierung und Standarisierung verhilft. Er prägt unser Bild von der bloden Schönheit, die auf dem Felsen sitzend permanent ihr Haar kämmt und mit ihrem himmlischen Gesang den Sirenen der antiken Mythologie gleich die Rhein-Schiffer ins Verderben stürzt. Einen hohen Bekanntheitsgrad gewinnt Heines Loreley-Gedicht durch die Vertonung von Friedrich Silcher im Jahre 1837. Vertonungen von Franz Liszt und Carla Schuhmann folgen.Loreley-Felsen, Deutschland, 17. Juni 2005, Autor: Sondrekv, Public DomainDie permanente Auseinandersetzung mit dem Loreley-Sujet in der Kunst – auch im Ausland – festigt mehr und mehr das Bild der Rezipienten. Längst sind der Felsen und besonders das Panorama mit Ausblick auf die beiden Städte St. Goar und St. Goarshausen sowie auf die Burgen Katz und Rheinfels zu Touristenmagneten geworden. In St. Goarshausen findet sich in der Hafenmole des Loreleyhafens eine Loreley-Statue, in der Nähe des Felsens befindet sich die Freilichtbühne „Loreley“ und verschiedene Schifffahrtgesellschaften haben eine Fahrt durch das Tal der Loreley im Programm. Als Besucher des Oberen Mittelrheintals, das zum UNESCO Welterbe ernannt wurde, wird man heutzutage nicht mehr an der Loreley vorbeikommen. Ist die einstige Femme Fatale damit zu einem Klischee verkommen? Mag sein. Aber auch wenn die Loreley als Stoff für die Kunst an Substanz verloren hat, bleibt sie ein Symbol für ein Stück deutschen Kulturguts, das das Rheintal auf seine spezielle Weise prägt und als Legende kaum in Vergessenheit geraten wird.
Virginia Gerard
hat Germanistik und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert. Sie arbeitet in der Internet-Redaktion des Goethe-Instituts in München.

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März 2012Haben Sie noch Fragen zu diesem Artikel? Schreiben Sie uns!
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LIED mit Text von Heinrich Heine


Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Mährchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
5
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
10
Dort oben wunderbar
Ihr gold’nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr gold’nes Haar.

Sie kämmt es mit gold’nem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
15
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
20
Er schaut nur hinauf in die Höh’.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley gethan.





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