Sage
Die Sagen der Loreley gehören zu den bekanntesten des Mittelrheins. Es gibt viele verschiedene Versionen, die sich sehr stark unterscheiden.
1. Sage
Die verlassene
Braut
In dieser Sage
dass Loreley wirklich gelebt habe. Weil sie sehr schön war, wurde sie von
vielen Männern begehrt.
Die Loreley
liebte aber nur den Ritter Eberhard. Als er in den Krieg zog, bewarben sich
viele Männer um die Hand der Loreley. Sie wollte aber auf ihren Liebsten Eberhard
warten. Vor Liebeskummer brachten sich viele Männer um. Deshalb vermutete man,
die Loreley sei eine Hexe. Hexen aber wurden damals verbrannt.
Der Erzbischof
von Köln saß zu Gericht über Loreley und hatte Mitleid mit ihr. Er verurteilte
sie nicht zum Tode, sondern schickte sie in ein Kloster. Auf dem Wege dorthin
bat sie ihre Begleiter, noch einmal auf den Felsen am Rhein klettern zu dürfen,
um ein letztes Mal auf die Burg ihres geliebten Ritters Eberhard zu schauen.
Plötzlich sah die
Loreley dabei den Ritter, wie er auf einem kleinen Boot den Rhein herunterfuhr.
Die Loreley rief laut: "Eberhard". Der Ritter blickte fasziniert zur
Loreley hinauf und bemerkte nicht den Felsen, gegen den er fuhr. Er ertrank im
Strudel des Rheins. Voller Verzweiflung sprang Loreley in den Rhein, damit sie
ihrem Eberhard nah sein könnte. Sie wurde nie wieder gesehen.
2. Sage
Sie kämmte ihr
goldenes Haar...
Der Sage nach saß
ein blondes langhaariges Mädchen namens Loreley auf dem Felsen am Rhein und
kämmte ihr goldenes Haar und sang dabei eine liebliche Melodie. Ihr Aussehen
und der Gesang waren so bezaubernd, dass die Schiffer auf dem Rhein zur Loreley
hinaufsahen und auf die gefährlichen Riffe, Felsen und Untiefen des Rhein
fuhren. Dabei kamen viele Schiffer ums Leben.
3. Sage
Die Loreley und
der Teufel
Wo das Stromtal
des Rheins unterhalb von Kaub am engsten ist, starren zu beiden Seiten schroffe
Felswände von schwarzem Schiefergestein unheimlich hoch empor. Schneller
schießt dort die Flut des Rheinstroms, lauter brausen die Wogen, prallen ab am
Felsen und bilden schäumende Wasserwirbel.
Nicht geheuer ist
es in dieser Schlucht, über diesen Stromschnellen. Die schöne Nixe des Rheins,
die gefährliche Loreley, erscheint oft den Schiffern, kämmt mit goldenem Kamme
ihr langes flachsenes Haar und singt dazu ein süßes betörendes Lied. Mancher,
der sich davon locken ließ und den Fels erklimmen wollte, fand seinen Tod in
den Wellen.
Wer sie sieht,
wer ihr Lied hört, der verliert sein Herz. Hoch oben auf der höchsten Spitze
ihres Felsen steht sie, in weißem Kleide, mit fliegendem Schleier, mit wehendem
Haar, mit winkenden Armen. Keiner aber kommt ihr nahe. Sie weicht vor ihm
zurück, sie lockt ihn durch ihre zaubervolle Schönheit - bis an den jähen Rand
des Abgrundes. Er sieht nur sie, er glaubt sie vor sich auf festem Boden,
schreitet vor und stürzt zerschmetternd in die Tiefe.
Einst fuhr auch
der Teufel mit dem Schiff auf dem Rhein und geriet zwischen die Loreley-Felsen.
Der Pass schien ihm zu eng, er wollte ihn weiten und den gegenüberliegenden
Felsenkoloss von der Stelle rücken. Er stemmte seinen Rücken an den
Loreley-Felsen und hob und schob und rüttelte an dem gegenüber liegenden Berg.
Schon begann
dieser zu wanken, da sang die Loreley. Der Teufel hörte den Gesang, und es
wurde ihm seltsam zumute. Er hielt inne mit seiner Arbeit und hielt es fast
nicht länger aus. Gern hätte er die Loreley für sich gewonnen, aber hatte keine
Macht über sie. Er wurde von Liebe so heiß, dass er dampfte. Als das Lied der
Loreley schwieg, eilte der Teufel fort. Er hatte schon gedacht, an den Felsen
gebannt bleiben zu müssen. Aber als er fort war, da zeigte sich, o Wunder,
seine ganze Gestalt, schwarz in die Felswand eingebrannt. Nachher hat sich der
Teufel sehr gehütet, der Sirene des Rheins wieder nahe zu kommen.
Die Loreley aber
singt immer noch, in stillen ruhigen Mondnächten, erscheint immer noch auf dem
Felsengipfel, wartet immer noch auf Erlösung.
Loreley – „Ein Märchen aus alten Zeiten“
Virginia Gerard
hat Germanistik und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert. Sie arbeitet in der Internet-Redaktion des Goethe-Instituts in München.
Copyright: Goethe-Institut e. V., Internet-Redaktion
März 2012Haben Sie noch Fragen zu diesem Artikel? Schreiben Sie uns!
internet-redaktion@goethe.de
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LIED mit Text von Heinrich Heine
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Mährchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Daß ich so traurig bin;
Ein Mährchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
5
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
10
Dort oben wunderbar
Ihr gold’nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr gold’nes Haar.
Sie kämmt es mit gold’nem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Sie kämmt ihr gold’nes Haar.
Sie kämmt es mit gold’nem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
15
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
20
Er schaut nur hinauf in die Höh’.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley gethan.
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